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GALK 2012 Köln

Was beschäftigt die Stadtgärtner in Deutschland?

Vorgängig des gemeinsamen Bundeskongresses „Spielräume einer Stadt“ trafen sich die Mitglieder der GALK zur 54. Jahrestagung in Köln. Die Berichte der Arbeitsgruppen zeigen Trends und Positionen auf. Im Folgenden werden wichtige Punkte zusammengefasst

Öffentliches Grün in Köln
Stadtdirektor Guido Kahlen hob in seiner Begrüssung hervor, wie wichtig Bewegung im Alter ist. Das ist der Grund, warum Köln mehr Mittel zur Verfügung stellt für Generationen-Spielplätze und warum Joggingrouten nachts beleuchtet sein sollen.
Für Gartenamtsleiter Manfred Kaune geniest der Karneval in Köln gleich viel Rückhalt wie das öffentliche Grün, und das will etwas heissen. Über 100 Ehrenamtliche helfen bei der Grünflächenpflege, es gibt 125 Patenschaften für kleine Grünflächen sowie 420 Patenschaften für Spielplätze.
Köln plant den Ausbau/die Vernetzung bestehender öffentlicher Grünflächen zu zwei 2 Grüngürteln. Der Aeussere hat einen regionalen Hintergrund und nimmt die Gemeindegrenzen jeweils als „grüne Speichen“ auf. Vor allem durch Umnutzungen von Gewerbeflächen und Ausnutzungstransporten oder Ausnutzungskonzentrationen soll der Vernetzungsgedanke umgesetzt werden und neuer öffentlicher Grünraum entstehen. Die Schöpfung des inneren Grüngürtels geht auf Konrad Adenauer zurück. Er hat mit dem Ausspruch „Es muss etwas Grosses geschehen“ als OB von Köln dafür gesorgt, dass bei der Umnutzung der alten Festungen das heute historische Grünsystem entstand.

Die Kölner Grün Stiftung – Engagement für eine grüne Stadtentwicklung
„Wenn so viel Geld zusammen kommt muss sich die Politik hinters öffentliche Grün stellen“ dies die Aussage von Beatrice Bülter der Kölner Grün Stiftung. Begonnen hat die Aktivität der Stiftung mit der Sammlung von Geld für die Sanierung des Weihers im Stadtwald. Von der Grösse her eher ein See mit Hotel am Ufer. Das ging so zügig voran, dass weitere Taten folgten: die Sanierung von Plätzen (das Material zahlt die Stiftung, die Arbeit erfolgt durch Lernende), die Sanierung des Humboldparks, die Finanzierung von 1000 Bänken, das Angehen des Hundekotproblems.

Positionspapier Grünflächenmanagement
Aus den Erfahrungen der letzten Jahre, mit der Atomisierung von Grünflächenämtern oder dem Zusammenlegen in gemischten Werkhöfen, entstand ein GALK „Positionspapier Grünflächenmanagement“. Darin wird die Haltung der GALK zu den Stichworten: Aufgaben, Instrumente, Kernkompetenzen, Operative Ebene, Strukturen/Organisationsformen im Grünflächenmanagement dargelegt. Diese Position ist anwendbar auf ein klassisches Amt wie auch einen Eigenbetrieb. Es hat sich gezeigt, dass öffentliches Grün nie ein Profitcenter sein kann und auch die GmbH Modelle einiger Städte verdienen kein Geld mit der Pflege öffentlicher Grünflächen. Im Gegensatz zu Grau und Güsel geht es bei Grün nicht um ein simples Infrastrukturmanagement sondern um einen durchgehenden Handlungsstrang von der Planung über Projektierung und Bau bis hin zur Pflege. Die Erfahrung zeigt, dass beim Zusammenlegen in gemischten Werkhöfen rasch die grünen Qualifikationen der Leitungskräfte fehlen und damit die Grünflächenqualität bachab geht. In ersten Städten hat dies dazu geführt, dass die Bürgermeister angesichts des schlechten Zustandes der öffentlichen Grünflächen wieder ein Grünflächenamt geschaffen haben

Neue Strassenbaumliste
Der Leier der sehr aktiven GALK Arbeitsgruppe Bäume, Joachim Bauer, konnte die erfreuliche Mitteilung machen, dass der Umweltausschuss des deutschen Städtetages dem GALK/VSSG Positionspapier Streusalz zugestimmt hat. Die Liste der Strassenbäume wurde vollständig überarbeitet und wesentlich erweitert. Damit ist eine grosse Umbauarbeit abgeschlossen. Neu sind 11'000 Einzelinfos gespeichert z.B. Bilder (mit Quelle zur Nachfrage), Infos zu Wachstum, Besonderheiten in der Pflege und zu Anzucht. Neu gibt es eine Verlinkung zu den Strassenbautests 1 + 2 mit den einzelnen Bewertungen der Städte. 

Natur-/Artenschutz versus Baumpflege
Aus dem Konflikt Naturschutz gegen Baumpflege, das Bundesnaturschutzgesetz verbietet Interventionen an Bäumen in der Zeit vom 15. März bis Ende September, entstand, dank der Initiative von Heiner Baumgarten, hamburg, ein Büchlein mit Empfehlungen, wie mit dem scheinbaren Konflikt umgegangen werden kann („Baumpflege im Jahresverlauf“, Heiner Baumgarten, Haymarket Media GmbH) Der Vorsitzende des Bund Umwelt + Naturschutz würdigt das Büchlein mit den Worten: „Denn es gibt einen objektiven Konflikt zwischen optimalem Arten- und Baumschutz. Diesen Konflikt kann dieses Buch nicht lösen, wohl aber arbeitet es diesen auf und darin liegt der Wert dieser Arbeit“. Es wird neben den Abschnitten Baumbiologie und rechtlicher Rahmen anhand von 12 konkreten Fällen dargelegt, wie mit dem Gegensatz in der Praxis umgegangen werden kann ohne dass ein Konflikt entsteht.

Familiengartenwesen
Detlef Thiel, Leiter Arbeitskreis Kleingartenwesen orientierte, dass der Deutsche Städtetag, nach jahrelanger Arbeit im Arbeitskreis, die Leitlinien zur Zukunftsfähigkeit des Kleingartenwesens beschlossen hat (als Download unter www.galk.de) Die übertriebene Grösse von Familiengartenhäuschen in manchen Arealen, die eher einem Wochenendhaus entsprechen, verleiten die Stadtplanung dazu, solche Flächen als ordentliche Bauzonen auszuscheiden, was das Ende der Kleingärten bedeutet.

Biomassenverwertung
Aus dem Arbeitskreis Betriebswirtschaft wurde berichtet, dass sich der gute alte gärtnerische Kompost immer mehr zu einem Kostenfaktor reduziert. Dagegen gibt es viele Anfragen zur energetischen Verwertung der Grünabfälle aus öffentlichen Parkanlagen. Aus Gras wird Biogas, aus Laub und Langgras werden Pellets hergestellt. Einige Forschungsvorhaben versuchen, diese Stoffe zu „Verkohlen“. Diese Produkte dienen dann zu Heizzwecken oder zur Bodenverbesserung

Spielsandaustausch
Ein jedes Frühjahr wiederkehrendes Thema und immer wieder einmal gut für eine Zeitungsschlagzeile. Fachlich gesichert ist, dass ein Austausch des Sandes keine hygienische Verbesserung bringt. Es können sich im Gegenteil bei einem frischen Sand eher Keime vermehren als bei einem älteren Sand. Es lohnt sich also nicht, erhebliche Mittel für einen regelmässigen Sandaustausch auszugeben.

Peter Stünzi